Infos

Häusliche Gewalt geht uns alle an. Jede vierte Frau in Deutschland hat bereits häusliche Gewalt erlebt. Hier finden Sie weitere Informationen zu diesem Thema. Bei Fragen wenden Sie sich gerne über das Kontaktformular an uns.

Geschichte der Workplace Policy

Die Workplace Policy hielt Mitte der 1990er Jahre Einzug in den angelsächsischen Raum und fand rasch ihren Weg in viele Betriebe wie American Express, Vodafone, British Telecom oder auch diverse britische, australische und amerikanische Verwaltungen. ArbeitgeberInnen sahen den Ansatz zum einen als Mittel zur Einhaltung ihrer Fürsorgepflicht für betroffene MitarbeiterInnen und gleichzeitig als Chance die Kapazität der MitarbeiterInnen für das Unternehmen zu optimieren. 

 
Relevanz und Reichweite in Deutschland

Die erste repräsentative Studie zu Gewalt an Frauen in Deutschland wurde 2004 mit dem Titel „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ veröffentlicht und zeigte erstmals das volle Ausmaß häuslicher Gewalt. 25 Prozent der teilnehmenden Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren hatten in einer Beziehung und ausgeübt durch den (Ex-)Partner körperliche und/oder sexuelle Gewalt schon mindestens einmal erlebt.

Durch neue Gesetzgebungen, wie beispielsweise dem Gewaltschutzgesetz (2002) und dem Stalkinggesetz (2007), sowie die Aktionspläne der Bundesregierung gegen Gewalt an Frauen, werden Betroffene bereits besser geschützt. Führen Unternehmen die Workplace Policy ein, beteiligt sich dadurch ein weiterer, wichtiger, gesellschaftlicher Akteur an der Bekämpfung und Enttabuisierung von häuslicher Gewalt. Die Reichweite ist dabei enorm: 2022 befanden sich rund 16 Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmerinnen in Deutschland.

Statistische Entwicklung – von Partnerschaftsgewalt betroffenen Frauen

Infografik mit folgenden Daten:
2016: 108956; 2017: 113965; 2018: 114393; 2019: 114903; 2020: 119164; 2021: 115342; 2022: 126349;
Der Graph macht sichtbar, dass die Zahl der Betroffenen steigt.

Bücher
  • Sacco, Sylvia. 2017: „Häusliche Gewalt Kostenstudie für Deutschland- Gewalt gegen Frauen in (ehemaligen) Partnerschaften“. tredition.

 

Videos
Infomaterialien
 
Betroffene Frau, gebeugt mit Telefon, unzufriedenen und verzweifelten Gesichtsausdruck mit einer Hand am Kopf im Badezimmer
 
Texte

Der Begriff Stalking kommt eigentlich aus der englischen Jagdsprache und lässt sich mit anpirschen oder anschleichen übersetzen. Der Begriff umfasst, was umgangssprachlich „Psychoterror” genannt wird: ständig wiederkehrende Belästigungen des Täters mit unterschiedlichem Ausmaß und Charakteristiken. Ein Fall von Stalking existiert, wenn wiederholte Handlungen der Kontaktaufnahme, Annäherung oder Belästigung vorliegen,

  • die sich über eine längere Zeit hinziehen,
  • implizite Regeln der sozialen Interaktion überschreiten,
  • sich auf ein spezifische Zielperson richten,
  • die Zielperson die Handlungen wenigstens teilweise wahrnimmt
  • und nur eingeschränkt oder gar nicht beeinflussen kann.1

 

Eine von dem Täter ausgehende beharrliche und unerwünschte Kommunikation ist charakterisierend für eine Stalking Verhaltensweise. Dies geschieht durch ständige Telefonanrufe (Telefonterror), häufiges Klingeln lassen des Telefons, Hinterlassen von Nachrichten, Zusenden von Briefen, E-Mails und SMS-Nachrichten. Auch vor unerwünschten Geschenken wie z.B. Blumen und Zusenden von Präsenten an die Adresse der Betroffenen machen Täter oft keinen Halt. Eine weitere Ausprägung von Stalking ist das andauernde Beobachten und Verfolgen der Zielperson. In vielen Fällen spioniert der Täter den Tagesablauf der Person aus, lauert an Orten wie vor dem Haus, am Arbeitsplatz, am Supermarkt etc. auf oder setzt sich mit Freunden oder der Familie der Betroffenen in Verbindung. Verbale Beschimpfungen und Gewaltandrohungen sowie tätliche Übergriffe, sexuelle Nötigungen und Beschädigung des Eigentums der Zielperson fallen ebenso unter den Begriff Stalking.

In der ersten deutschen wissenschaftlichen Studie zu Stalking2 wurde deutlich, dass vor allem Frauen von Stalking betroffen sind. In 92 Prozent der Fälle war der Täter männlich. Betroffene werden vor allem über das Telefon belästigt, über Dritte kontaktiert und vor dem Haus aufgesucht.  Eine weitere Art der Nachstellung ist das sogenannte Cyber-Stalking, welches verstärkt an Bedeutung gewinnt. Unter dem Begriff versteht man die Belästigung über Online-Portale, Chaträume und E-Mails. Die Benutzung des Internets hat den Vorteil, dass der Täter in der Regel anonym bleibt.

 

Stalking und häusliche Gewalt

Stalking und häusliche Gewalt lassen sich oft nicht voneinander trennen. In vielen Fällen handelt es sich beim Stalker um den ehemaligen Partner. Häufig ging dem Stalking schon Gewalt in der Beziehung voraus. Betroffene, die bereits während ihrer Beziehung Gewalt erlitten haben, machen oft auch im späteren Stalkingverlauf Gewalterfahrungen. Stalking wird dann eingesetzt, wenn die misshandelte Partnerin versucht, der„Gewaltspirale“ zu entkommen. Aber nicht nur in (ehemaligen) Partnerschaften findet Stalking statt, sondern es können auch andere Beziehungsformen zwischen Tätern und Opfern existieren:

  • Bekannte, FreundInnen oder NachbarInnen
  • KollegInnen oder andere Kontakte vom Arbeitsplatz
  • professionelle Kontakte (wie z.B. Ärzte, Therapeuten, Anwälte, Lehrer und Professoren zu ihren KlientInnen, StudentInnen und SchülerInnen).

 

Auswirkungen von Stalking auf die Opfer

In den meisten Fällen hat Stalking psychische und soziale Folgen für die Opfer. Es wird nicht nur ihr Lebensstil beeinflusst, sondern hat gegebenenfalls auch einschränkende Auswirkungen auf ihr Arbeitsleben. Psychische Folgen wie Angstzustände, posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen und Niedergeschlagenheit können zu Situationen der Isolation und zur Abgrenzung von dem sozialen Umfeld der Betroffenen führen. Im Arbeitsleben einer Betroffenen kann dies zur Folge haben, dass ihre Leistungsfähigkeit und Konzentration nachlässt und sie öfters krankgeschrieben ist. Solche Arbeitsausfälle führen somit letztendlich auch zu wirtschaftlichen Verlusten von Unternehmen.

 

 

1 – Hoffmann, J. (2005). Stalking. Heidelberg: Springer.

2 – Voß, H.-G. W., Hoffmann J. &  Wondrak, I. (2006). Stalking in Deutschland. Baden-Baden: Nomos.